WENN WIR WIEDER MENSCHEN SIND
(Roman)

«Ein eigensinnig-eindringlicher Erinnerungsroman […], den man streckenweise mit angehaltenem Atem liest, um dann wieder leise zu kichern.»
«Wenn wir wieder Menschen sind» entwickelt einen Sog, dem man sich fast nicht entziehen kann.»
«Mit dieser Mischung aus Humor und Ernst und ihrer Erzähllust stellt sich Tanja Miljanović in die Reihe von Autoren wie Saša Stanišić oder Tijan Sila.»
«Das Herausragende ... ist die Kunst, in der Balance zu schreiben, zwischen Leichtigkeit und Schwere, zwischen Kindersprache und Kriegsverbrechen, zwischen privatem und politischem...»
«Schonungslos und geschickt.»
«Miljanović gelingt es, die Schrecken des Krieges auf eine Weise zu schildern, die sowohl verstörend als auch zutiefst menschlich ist. Wer dieses Buch liest, wird es so schnell nicht vergessen.»
Bild: Christine Strub, ©christinestrub.ch

Bosnien 1992. Tanja ist noch ein Kind, als ihre Heimat im Krieg versinkt. Sie beobachtet, lauscht und zaubert Sinn in eine Welt hinein, die absurd geworden ist. Die Mutter packt ihre Kinder wie Koffer ins Auto, und das Land legt sich mit Fieber ins Bett. Onkel Marko zieht mit seinem Gewehr in die Berge, und sein Lachen zieht von dannen. Die Grossmutter flieht, kehrt zurück und flieht erneut. Alima bleibt.

Als erwachsene Frau in der sicheren Schweiz blickt Tanja in die Vergangenheit zurück, entdeckt Vergessenes und Verborgenes und fühlt den Schmerz einer Generation, der kaum verebben kann.

 

«Wenn die Heimat im Krieg versinkt, verschwinden Orte. Sie verwandeln sich, und du weisst, dass sie so, wie sie waren, nie wieder zurückkehren werden. Eine Heimat im Krieg löst sich auf.»

Bestellen bei Zytglogge Verlag oder bei Orellfüssli, Buchhaus, Exlibris 

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LESUNGEN/AUFTRITTE 2025

Bern

Freitag, 17. Oktober 2025

WTF ist denn eine postmigrantische Kultur?

(HI)STORY FESTIVAL

20:20 Uhr, Prozess Bar

Stans

Lesung – Dienstag, 28. Oktober 2025

18.00 Uhr, Kollegium St. Fidelis, Bibliothek

Mürgstrasse 20, 6371 Stans

Dresden

Lesung – Donnerstag, 22. Januar 2026

18.30 Uhr, SLUB

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© Roland Juker
© Podcast Radion

PREISVERLEIHUNG LITERATURPREIS KANTON BERN 2025

EXPOSÉ

Es donnert, Mutter packt, wir fahren los.

 

Mutter hat meine Puppe vergessen. Schlimm.

 

Ich lausche und lausche, ein Meer voll Wörter und doch ist alles leer, denn ich verstehe nichts. Bruder versteht, es sei Krieg nicht Donner, doch Bruder hat keine Ahnung, er ist kaum vier.

 

Wir fahren los: Jablanica. Belgrad. Stansstad. Ein Abenteuer! Ferien! Aber nicht am Meer, nein. Die Treppe ist lang, hoch, sie ist mein Eifelturm, mein Paris, Apollo 2, und doch, bis zu meinen Hügeln sieht man nicht.

 

Mutter mutiert von Hyäne zum Tiger, zahnlos, alt, ihre Beisskraft richtet sich nach innen, sie frisst sich den Magen auf, doch nach hause fahren wir nicht.

 

Und Onkel? Onkelchen ist eine Geschichte für sich. Vom Gelehrten zum Tier zum Bruder und wieder zurück. Oder auch nicht. Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht. Bricht er? Manchmal. Aber insbesondere dann, wenn die Liebe aus seiner Brust herausgeschnitten wird. Mama, wo ist denn Onkel? Er hat mir sein Tagebuch geschickt, dann war er weg, vom Erdboden verschluckt, puff.

 

Ach, Liebes…

 

Trockene Schnipsel, gebrochene Bücher, ich sammle sie, sammle alles wie eine Wilde. Ich sammle Geschichten wie damals Grossmutters Rosmarin, ich knacke sie auf und seziere sie wie Schnecken. Im Postfach ein Tagebuch, vergilbte Briefe auf dem Tisch, Mutter erzählt, wir trinken Tee, Pfefferminze, denn Melisse haben wir nicht. Ich erinnere mich, aber das Leben besteht aus dem, was nicht ist, was nicht gesagt wird, und doch ist, und immer sein wird.

 

Gehört die Geschichte mir? Nein. Habe ich sie erfunden? Nein. Geschichten brauchen keine Erfinderinnen, Geschichten sind. Und das hier ist die Geschichte von einem Mädchen in einem Land, das nicht mehr ist und nie mehr sein wird. Ein Märchen also, ein Märchen aus dem Osten.

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