WENN WIR WIEDER MENSCHEN SIND
(Roman)

«Es scheint, als würde ein neues Kapitel der postmigrantischen Schweizer Literatur beginnen. […] Ein eigensinnig-eindringlicher Erinnerungsroman […], den man streckenweise mit angehaltenem Atem liest, um dann wieder leise zu kichern.»

Timo Posselt, DIE ZEIT

 

«Wenn wir wieder Menschen sind» entwickelt einen Sog, dem man sich fast nicht entziehen kann

Marina Bolzli, Hauptstadt.ch

 

«Miljanović gelingt es, die Schrecken des Krieges auf eine Weise zu schildern, die sowohl verstörend als auch zutiefst menschlich ist. Wer dieses Buch liest, wird es so schnell nicht vergessen.»

Mediennerd.de

Bosnien 1992. Tanja ist noch ein Kind, als ihre Heimat im Krieg versinkt. Sie beobachtet, lauscht und zaubert Sinn in eine Welt hinein, die absurd geworden ist. Die Mutter packt ihre Kinder wie Koffer ins Auto, und das Land legt sich mit Fieber ins Bett. Onkel Marko zieht mit seinem Gewehr in die Berge, und sein Lachen zieht von dannen. Die Grossmutter flieht, kehrt zurück und flieht erneut. Alima bleibt.

Als erwachsene Frau in der sicheren Schweiz blickt Tanja in die Vergangenheit zurück, entdeckt Vergessenes und Verborgenes und fühlt den Schmerz einer Generation, der kaum verebben kann.

 

«Wenn die Heimat im Krieg versinkt, verschwinden Orte. Sie verwandeln sich, und du weisst, dass sie so, wie sie waren, nie wieder zurückkehren werden. Eine Heimat im Krieg löst sich auf.»

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Erscheinungsdatum: 09.09.2024

LESUNGEN 2024/2025

VERNISSAGE IN BERN

Donnerstag, 19. September, 19.00 Uhr

Atelier 14B, Falkenplatz 14b, 3012 Bern


BASEL

Sonntag, 20. Oktober, 

Sofalesungen.ch


ZÜRICH

Sonntag, 27. Oktober

sofalesungen.ch


BERN

Montag, 09. Dezember, 19 Uhr.

Rathaus Bern


Luzern

Donnerstag, 06. März 2025, 19 Uhr.

Sentitreff


Gstaad

Sonntag, 16. März 2025, 11 Uhr.

Literarischer Herbst Gstaad

EXPOSÉ

Es donnert, Mutter packt, wir fahren los.

 

Mutter hat meine Puppe vergessen. Schlimm.

 

Ich lausche und lausche, ein Meer voll Wörter und doch ist alles leer, denn ich verstehe nichts. Bruder versteht, es sei Krieg nicht Donner, doch Bruder hat keine Ahnung, er ist kaum vier.

 

Wir fahren los: Jablanica. Belgrad. Stansstad. Ein Abenteuer! Ferien! Aber nicht am Meer, nein. Die Treppe ist lang, hoch, sie ist mein Eifelturm, mein Paris, Apollo 2, und doch, bis zu meinen Hügeln sieht man nicht.

 

Mutter mutiert von Hyäne zum Tiger, zahnlos, alt, ihre Beisskraft richtet sich nach innen, sie frisst sich den Magen auf, doch nach hause fahren wir nicht.

 

Und Onkel? Onkelchen ist eine Geschichte für sich. Vom Gelehrten zum Tier zum Bruder und wieder zurück. Oder auch nicht. Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht. Bricht er? Manchmal. Aber insbesondere dann, wenn die Liebe aus seiner Brust herausgeschnitten wird. Mama, wo ist denn Onkel? Er hat mir sein Tagebuch geschickt, dann war er weg, vom Erdboden verschluckt, puff.

 

Ach, Liebes…

 

Trockene Schnipsel, gebrochene Bücher, ich sammle sie, sammle alles wie eine Wilde. Ich sammle Geschichten wie damals Grossmutters Rosmarin, ich knacke sie auf und seziere sie wie Schnecken. Im Postfach ein Tagebuch, vergilbte Briefe auf dem Tisch, Mutter erzählt, wir trinken Tee, Pfefferminze, denn Melisse haben wir nicht. Ich erinnere mich, aber das Leben besteht aus dem, was nicht ist, was nicht gesagt wird, und doch ist, und immer sein wird.

 

Gehört die Geschichte mir? Nein. Habe ich sie erfunden? Nein. Geschichten brauchen keine Erfinderinnen, Geschichten sind. Und das hier ist die Geschichte von einem Mädchen in einem Land, das nicht mehr ist und nie mehr sein wird. Ein Märchen also, ein Märchen aus dem Osten.

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