Klimaschutz als Lebensqualität?

«Dass der soziale Frieden und die wirtschaftliche Entwicklung leiden, ist ein klassisches Gegenargument zu entschlossenem Handeln, aber es ist falsch.»

Ulrike Kornek, Professorin für  Umwelt- und Ressourcenökonomik der Universität Kiel.

Laut einer im Der Bund genannten Studie könnten wir mit Klimamassnahmen in den vier Sektoren Gebäude, Verkehr, Ernährung und Konsumprodukte 40 bis 80 Prozent der Treibhausgasemissionen einsparen und gleichzeitig die Lebensqualität der Bevölkerung direkt und unmittelbar erhöhen. Warum tun wir es nicht?

Politik

Die Politik scheut drastischen Klimaschutz weil BIP-Wachstum das oberste Gebot ist und nicht das Wohlergehen der Bevölkerung. Uns wird zwar gesagt, das eine bedinge das andere. Aber, ey sorry, Trickle Down wird von Trump gepredigt, Leute… Wirtschaftswissenschaftler, die tatsächlich Wissenschaft betreiben, sprich immer noch kritisch forschen und nicht nur ein und denselben Mainstream wiederkauen, haben sich vom Trickle Down längstens distanziert

Es ist weder 1929 noch 1945. Globales Wachstum ist nicht das elfte Gebot. Klimaschutz  ist nicht Verzicht. Klimaschutz ist Steigerung der Lebensqualität für beinahe alle. Klimagerechtigkeit ist sozialer Zusammenhalt. Innovation ist Entwicklung.

Wir müssen unseren Fokus wirtschaftlich und politisch neu kalibrieren. So könnten wir den General Progress Index (GPI) oder auf Deutsch den Nationalen Wohlfahrtsindex (NWI) statt das BIP priorisieren. Oder wie wäre es mit einem Wellbeing Budget wie es Neuseeland hat? Oder einem Brutonationalglück (Gross Happines Index) wie in Bhutan? Wir brauchen auf jeden Fall mindestens ein Gender Budgeting und müssen bei jeder staatlichen Ausgabe prüfen, ob das Geld der Bevölkerung auch tatsächlich der breiten Bevölkerung zugute kommt. Nach welchem Muster muss noch entschieden werden. Aber business as usual hat ausgedient.

Gesellschaft

Die meisten Menschen nehmen Klimaschutz als Verzicht war. Das ist ein Problem, denn mit einem Verzichtsnarrativ erreichen wir nicht schnell genug die kritische Masse der Bevölkerung. Soll aber die Politik umsetzen, braucht sie die Bevölkerung im Rücken.

Weniger Fleisch steigert die Lebenserwartung. Pestizidfreie Lebensmittel sind gesünder. Minergiegebäude haben ein besseres Raumklima. Elektroautos sind leiser und verhelfen uns zu einer besseren Luft, Bäume verschaffen Kühlung im Sommer, Regenauffangsysteme unterstützen die Wassersicherheit, Solarenergie ist günstig… Was Klimaschutz kostet, ist bei den meisten Menschen inzwischen angekommen und sind wir ehrlich, es treibt uns nicht zum Handeln an.

Was der Klimaschutz jedem einzelnen von uns bringt, jetzt und hier? Dieses Wissen ist bei der breiten Bevölkerung noch nicht angekommen. Und auch in der Wissenschaft konnte der Zusammenhang zwischen einem nachfragebedingten Klimaschutz und unserer unmittelbaren Lebensqualität, wie oben beschrieben erst im November 2022 belegt werden. Die Klimakatastrophe als Mahnmal ist leider zu abstrakt, um konkretes Handeln in der bisher weitestgehend verschonten Schweiz zu initiieren. 50 Jahre lang haben wir auf die Klimakrise aufmerksam gemacht. Und was hat es gebracht? Lauwarme Versprechen.

Als Politikerin würde ich sagen, wir brauchen eine Sensiblisierungskampagne. Als Unternehmerin sage ich, wir brauchen ein verdammt gutes Marketing und eine Klimakampagne, die Anreize schafft und keine Angst schürt. Wir sind im Umbruch. Gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich. Veränderung wird kommen – soviel steht fest. Aber in welche Richtung werden wir gehen? Was meinst du?

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